Wechselrichter-Auswahl für Photovoltaikanlagen
Bei der Planung einer Photovoltaikanlage ist die korrekte Abstimmung zwischen Solarmodulen und Wechselrichter ein entscheidender Faktor für die Effizienz und Langlebigkeit des Systems. Die Frage, ob die Anzahl der Solarmodule und deren Ausrichtung zum gewünschten Wechselrichter passen, wird häufig gestellt – und zu Recht.
Eine falsche Dimensionierung kann zu Leistungsverlusten führen oder im schlimmsten Fall sogar Schäden am Wechselrichter verursachen. Der erste Schritt besteht darin, zu ermitteln, wie viele Solarmodule auf den vorhandenen Dachflächen platziert werden können. Dies ist zunächst eine reine Platzfrage. Anschließend sollte entschieden werden, welche Dachflächen basierend auf ihrer Ausrichtung mit Solarmodulen bestückt werden sollen.
Moderne Wechselrichter verfügen über zwei oder drei MPP-Tracker (Maximum Power Point Tracker), die unterschiedliche Dachausrichtungen abbilden können. Mit zwei MPP-Trackern können mindestens zwei Ausrichtungen bedient werden, mit drei MPP-Trackern entsprechend drei Ausrichtungen. Alternativ lässt sich mit Hilfe von Leistungsoptimierern auch mit einem Wechselrichter, der nur zwei MPP-Tracker besitzt, ein System mit drei unterschiedlichen Ausrichtungen realisieren.
Berechnung der Modulleistung und Wechselrichterkapazität
Um die richtige Größe des Wechselrichters zu ermitteln, muss zunächst die Gesamtleistung der Solarmodule berechnet werden. Moderne Solarmodule haben typischerweise eine Peakleistung von 440 bis 460 Watt. Die Gesamtleistung ergibt sich durch Multiplikation der Anzahl der Module mit der jeweiligen Peakleistung. Dabei gilt die Faustregel, dass die Leistung der Solarmodule (DC-Leistung) etwas höher sein sollte als die Ausgangsleistung des Wechselrichters (AC-Leistung). Dies wird als DC/AC-Verhältnis oder Überdimensionierungsfaktor bezeichnet.
Ein zu groß dimensionierter Wechselrichter arbeitet im Teillastbereich ineffizient, während ein leicht überlasteter Wechselrichter im optimalen Wirkungsbereich operiert. Die meisten Wechselrichter können mit 50% mehr Leistung betrieben werden als ihre Nennleistung angibt, manche sogar mit 100% Überkapazität. Das bedeutet: Ein Wechselrichter mit 10 kW Ausgangsleistung kann in der Regel mit bis zu 15 kW Modulleistung betrieben werden (DC/AC-Verhältnis von 1,5). Bei manchen Modellen, wie beispielsweise dem SH15RT von Sungrow, ist sogar ein DC/AC-Verhältnis von 2,0 möglich, was eine Modulleistung von bis zu 30 kW ermöglicht.
Angenommen, die errechnete Gesamtleistung der Solarmodule beträgt 13 kW Peak. Wenn der präferierte Hersteller keine 12-kW-Variante anbietet, wäre ein 10-kW-Wechselrichter die bessere Wahl als ein 15-kW-Modell. Eine Ausnahme bildet der Fall, wenn in naher Zukunft eine Erweiterung der Anlage geplant ist, beispielsweise auf 17 kW Peak – dann könnte auch kurzfristig der größere Wechselrichter gewählt werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die errechnete Gesamtleistung nur ein erster Anhaltspunkt für die Wechselrichterdimensionierung ist. Bei asymmetrischer Modulverteilung auf die MPP-Tracker muss zusätzlich besonders auf die Spannungswerte geachtet werden. Sind beispielsweise an einem MPP-Tracker deutlich mehr Module angeschlossen als am anderen, kann es trotz passender Gesamtleistung zu einer Überlastung eines Trackers kommen.
Verständnis von MPP-Trackern und Modulausrichtung
Maximum Power Point Tracker (MPP-Tracker) sind ein zentrales Element moderner Wechselrichter. Sie sorgen dafür, dass die Solarmodule stets im optimalen Arbeitspunkt betrieben werden, an dem sie die maximale Leistung erzeugen können. Je nach Modell verfügen Wechselrichter über unterschiedliche Anzahlen von MPP-Trackern. Diese ermöglichen es, Module mit verschiedenen Ausrichtungen effizient zu betreiben.
Bei der Planung einer Photovoltaikanlage ist zu berücksichtigen, dass alle Module, die an einem MPP-Tracker angeschlossen werden, idealerweise dieselbe Ausrichtung, Neigung und Verschattungssituation aufweisen sollten. Nur so kann der Tracker für alle angeschlossenen Module den optimalen Arbeitspunkt finden. Unterschiedliche Ausrichtungen sollten daher auf verschiedene MPP-Tracker verteilt werden.
MPP-Tracker-Konfiguration | Anwendungsfall | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
1 MPP-Tracker | Kleine Anlagen mit einheitlicher Ausrichtung | Einfache Installation, kostengünstig | Keine Flexibilität bei verschiedenen Ausrichtungen, höhere Ertragseinbußen bei Teilverschattung |
2 MPP-Tracker | Mittlere Anlagen mit zwei unterschiedlichen Ausrichtungen (z.B. Ost-West) | Gute Flexibilität, höherer Ertrag bei gemischten Ausrichtungen | Begrenzte Möglichkeiten bei mehr als zwei Ausrichtungen |
3 MPP-Tracker | Größere Anlagen mit komplexen Dachflächen (z.B. Süd, Ost, West) | Maximale Flexibilität, optimaler Ertrag bei verschiedenen Ausrichtungen | Höhere Kosten, komplexere Verkabelung |
2 MPP-Tracker mit Leistungsoptimierern | Anlagen mit mehr als zwei Ausrichtungen oder Teilverschattung | Modulweise Optimierung, höherer Ertrag bei Verschattung | Deutlich höhere Kosten, zusätzliche Hardware nötig |
Ein typisches Beispiel: Bei einem Haus mit einer großen Südfläche und kleineren Ost- und Westflächen könnte ein Wechselrichter mit zwei MPP-Trackern verwendet werden. Dabei würden die Südmodule an einen Tracker und die Ost- oder Westmodule an den anderen angeschlossen werden. Falls alle drei Ausrichtungen genutzt werden sollen, gibt es verschiedene Optionen:
- Verwendung eines Wechselrichters mit drei MPP-Trackern
- Einsatz von zwei Wechselrichtern mit je zwei MPP-Trackern
- Nutzung eines Wechselrichters mit zwei MPP-Trackern und Installation von Leistungsoptimierern an den Modulen der dritten Ausrichtung
Es ist zu beachten, dass einige Wechselrichter an einem MPP-Tracker mehrere Eingänge (Stränge) haben können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese unabhängig voneinander arbeiten – sie teilen sich denselben MPP-Tracker und sollten daher mit Modulen gleicher Ausrichtung belegt werden.
Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE kann die richtige Ausrichtung und Verteilung der Module auf die MPP-Tracker den Jahresertrag einer Photovoltaikanlage um bis zu 30% steigern.
Spannungsbereiche und ihre Bedeutung
Die Spannung ist ein kritischer Parameter bei der Abstimmung von Solarmodulen und Wechselrichtern. Jeder Wechselrichter hat einen definierten Spannungsbereich, innerhalb dessen er effizient arbeiten kann, sowie eine maximale Eingangsspannung, die unter keinen Umständen überschritten werden darf. Diese Werte finden sich im Datenblatt des Wechselrichters.
Bei unserem Beispiel, dem Sungrow SH10 RT, liegt die maximale Eingangsspannung bei 1000 Volt. Zusätzlich gibt es einen MPP-Spannungsbereich, in dem der Wechselrichter am effizientesten arbeitet. Diese Werte beziehen sich immer auf den einzelnen MPP-Tracker.
Das Überschreiten der maximalen Eingangsspannung kann zur Beschädigung der Kondensatoren führen und den Wechselrichter unbrauchbar machen. Daher ist besondere Vorsicht geboten. Ebenso wichtig ist die Berücksichtigung der minimalen Anlaufspannung. Liegt die Spannung der angeschlossenen Module darunter, kann der Wechselrichter nicht starten und arbeiten.
Um die tatsächliche Spannung der Solarmodule zu berechnen, muss die im Datenblatt angegebene Leerlaufspannung (Voc) verwendet werden. Diese Spannung variiert jedoch mit der Temperatur. Im Winter, wenn es kalt ist, steigt die Spannung an, während sie im Sommer bei Hitze sinkt. Dies wird durch den Temperaturkoeffizienten beschrieben, der ebenfalls im Datenblatt des Moduls angegeben ist.
Als Faustregel gilt:
- Im Sommer: Leerlaufspannung × 0,9 (90% der angegebenen Spannung)
- Im Winter: Leerlaufspannung × 1,1 (110% der angegebenen Spannung)
Die folgende Liste fasst die wichtigsten Spannungsparameter zusammen, die bei der Planung zu berücksichtigen sind:
- Maximale Eingangsspannung des Wechselrichters: Dieser Wert darf unter keinen Umständen überschritten werden, auch nicht bei niedrigen Temperaturen im Winter.
- MPP-Spannungsbereich des Wechselrichters: In diesem Bereich arbeitet der Wechselrichter am effizientesten. Die Modulspannung sollte idealerweise innerhalb dieses Bereichs liegen.
- Minimale Anlaufspannung des Wechselrichters: Diese Spannung muss auch im Sommer bei hohen Temperaturen erreicht werden, damit der Wechselrichter starten kann.
- Leerlaufspannung des Moduls (Voc): Die Spannung eines einzelnen Moduls ohne Last. Für die Gesamtspannung einer Modulreihe wird dieser Wert mit der Anzahl der in Reihe geschalteten Module multipliziert.
- Temperaturkoeffizient für Spannung: Gibt an, wie stark sich die Spannung mit der Temperatur ändert. Typischerweise sinkt die Spannung um etwa 0,3% pro Grad Celsius Temperaturanstieg.
Bei der Berechnung ist zu beachten, dass die Modulspannung je nach Temperatur schwankt. Für die Überprüfung der maximalen Eingangsspannung ist die Winterspannung (110%) entscheidend, für die minimale Anlaufspannung die Sommerspannung (90%).
Temperaturkoeffizienten und ihre Auswirkungen
Der Temperaturkoeffizient ist ein entscheidender Faktor bei der Auslegung von Photovoltaiksystemen, der häufig übersehen wird. Er beschreibt, wie sich elektrische Parameter der Solarmodule in Abhängigkeit von der Temperatur verändern. Besonders die Spannung wird stark von der Betriebstemperatur beeinflusst, während der Strom weniger stark schwankt.
Typischerweise liegt der Temperaturkoeffizient für die Spannung bei etwa -0,3% bis -0,4% pro Grad Celsius. Das bedeutet, dass die Spannung mit steigender Temperatur sinkt und mit fallender Temperatur steigt. Der Koeffizient für den Strom ist mit etwa +0,05% pro Grad Celsius deutlich geringer.
Für die Planung sollte ein Puffer von etwa 10% für die Spannung und 2% für den Strom einkalkuliert werden. Dies deckt die typischen Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter in den meisten Regionen ab.
Parameter | Modulwert bei STC | Temperatur-koeffizient | Sommerwert (bei +60°C) | Winterwert (bei -10°C) |
---|---|---|---|---|
Leerlaufspannung (Voc) | 40 V | -0,32%/°C | 35,2 V (-12%) | 44,8 V (+12%) |
MPP-Spannung (Vmpp) | 34 V | -0,32%/°C | 29,9 V (-12%) | 38,1 V (+12%) |
Kurzschlussstrom (Isc) | 12 A | +0,05%/°C | 12,2 A (+1,8%) | 11,8 A (-1,8%) |
MPP-Strom (Impp) | 11 A | +0,05%/°C | 11,2 A (+1,8%) | 10,8 A (-1,8%) |
Die Berechnung der tatsächlichen Spannungen erfolgt anhand folgender Formeln:
- Für die maximale Winterspannung (kritisch für die maximale Eingangsspannung des Wechselrichters): Winterspannung = Anzahl Module in Reihe × Leerlaufspannung (Voc) × 1,1
- Für die minimale Sommerspannung (kritisch für die minimale Anlaufspannung des Wechselrichters): Sommerspannung = Anzahl Module in Reihe × Leerlaufspannung (Voc) × 0,9
Bei der Dimensionierung muss sichergestellt werden, dass:
- Die maximale Winterspannung unter der maximalen Eingangsspannung des Wechselrichters liegt
- Die minimale Sommerspannung über der minimalen Anlaufspannung des Wechselrichters liegt
Bei extremen Wetterbedingungen können die tatsächlichen Temperaturunterschiede noch größer sein als die angenommenen 10%. In Regionen mit sehr kalten Wintern (unter -15°C) oder sehr heißen Sommern (über 40°C Lufttemperatur) sollte ein größerer Sicherheitspuffer einkalkuliert werden. Dies ist besonders wichtig, da Solarmodule in der Sonne deutlich wärmer werden können als die Umgebungstemperatur – im Sommer können leicht Modultemperaturen von 60-70°C erreicht werden.
Stromwerte und Parallelschaltung
Neben der Spannung ist auch der Strom (Ampere) ein wichtiger Parameter für die Kompatibilität zwischen Solarmodulen und Wechselrichtern. Jeder MPP-Tracker eines Wechselrichters hat einen maximalen Eingangsstrom, der nicht überschritten werden darf. Im Gegensatz zur Spannung, die sich mit der Anzahl der in Reihe geschalteten Module erhöht, steigt der Strom bei Parallelschaltung mehrerer Stränge.
Wenn beispielsweise mehrere Stränge an einem MPP-Tracker parallel geschaltet werden, addieren sich die Stromwerte. Werden zwei identische Stränge parallel geschaltet, verdoppelt sich der Strom. Auch beim Strom gibt es einen Temperaturkoeffizienten, allerdings ist dieser mit etwa 0,05% pro Grad Celsius deutlich geringer als bei der Spannung. Als Faustregel sollte ein Puffer von etwa 2% für den Strom einkalkuliert werden.
Bei der Planung der Parallelschaltung müssen folgende Punkte beachtet werden:
- Maximaler Eingangsstrom pro MPP-Tracker: Dieser Wert darf nicht überschritten werden. Er ist im Datenblatt des Wechselrichters angegeben.
- Kurzschlussstrom der Module: Der Kurzschlussstrom (Isc) eines Moduls ist im Datenblatt angegeben. Bei Parallelschaltung werden diese Werte addiert.
- Temperaturkoeffizient für Strom: Bei hohen Temperaturen steigt der Strom leicht an. Ein typischer Wert ist +0,05% pro Grad Celsius.
Die Berechnung des maximalen Stroms erfolgt nach der Formel: Gesamtstrom = Anzahl paralleler Stränge × Kurzschlussstrom pro Strang × 1,02 (2% Puffer)
Bei der Verkabelung ist zu beachten, dass bei höheren Strömen auch entsprechend dimensionierte Kabel und Sicherungen verwendet werden müssen. Das Dachdeckerhandwerk bietet hierzu detaillierte Richtlinien für die sichere Installation von Photovoltaikanlagen.
Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung des Stroms pro MPP-Tracker besteht darin, die Module anders auf die verfügbaren Tracker zu verteilen. Statt viele Stränge parallel an einem Tracker zu betreiben, können die Module auf mehrere Tracker verteilt werden, sofern der Wechselrichter über mehrere Tracker verfügt und die Module die gleiche Ausrichtung haben.
Problemlösungen bei unpassenden Spannungswerten
Wenn bei der Berechnung festgestellt wird, dass die Spannung der geplanten Modulkonfiguration nicht zum gewählten Wechselrichter passt, gibt es verschiedene Lösungsansätze. Diese haben jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile und müssen im Einzelfall abgewogen werden.
Folgende Optionen stehen zur Verfügung, wenn die Spannung zu hoch ist:
- Wechsel des Wechselrichtermodells oder -herstellers: Dies ist ein einfacher Weg, kann aber teuer werden oder den gewünschten Hersteller ausschließen. Zudem haben oft auch größere Wechselrichtermodelle dieselben Spannungsgrenzen.
- Wechsel der Modulmarke: Verschiedene Hersteller bieten Module mit unterschiedlichen Spannungs- und Stromwerten an. Marken wie Trina haben tendenziell höhere Spannungswerte und niedrigere Stromwerte, während Marken wie JollyWood niedrigere Spannungen und höhere Stromwerte aufweisen. Ein Wechsel der Modulmarke kann also helfen, im zulässigen Spannungsbereich zu bleiben.
- Nutzung eines MPP-Trackers mit mehreren Strängen: Einige Wechselrichter bieten MPP-Tracker mit mehreren Strängen an. Statt alle Module in einer Reihe zu schalten, können sie auf mehrere parallele Stränge aufgeteilt werden. Dies reduziert die Spannung pro Strang und erhöht den Strom.
- Reduzierung der Modulanzahl pro Strang: Durch Verringerung der Modulanzahl pro Strang sinkt die Gesamtspannung. Allerdings reduziert dies auch die Gesamtleistung, falls die Module nicht anderweitig verwendet werden können.
Bei zu niedriger Spannung kommen folgende Lösungen in Betracht:
- Erhöhung der Modulanzahl pro Strang: Sofern die maximale Eingangsspannung dadurch nicht überschritten wird, können mehr Module in Reihe geschaltet werden, um die Spannung zu erhöhen.
- Wahl eines Wechselrichters mit niedrigerer Mindestspannung: Einige Wechselrichtermodelle haben eine niedrigere minimale Anlaufspannung und können daher auch mit weniger Modulen in Reihe betrieben werden.
- Verwendung von Modulen mit höherer Einzelspannung: Der Wechsel zu Modulen mit höherer Nennspannung kann helfen, die erforderliche Gesamtspannung mit weniger Modulen zu erreichen.
Hier ist eine Liste von Schritten, die bei Spannungsproblemen befolgt werden können:
- Überprüfen Sie die Berechnungen: Stellen Sie sicher, dass die Temperaturkoeffizienten korrekt einbezogen wurden.
- Konsultieren Sie die Datenblätter: Vergleichen Sie die berechneten Werte mit den Spezifikationen des Wechselrichters und der Module.
- Modifizieren Sie die Strangkonfiguration: Passen Sie die Anzahl der Module pro Strang oder die Anzahl der Stränge an.
- Erkunden Sie alternative Komponenten: Prüfen Sie, ob andere Module oder Wechselrichter besser zu Ihrem Bedarf passen.
- Berücksichtigen Sie zukünftige Wetterbedingungen: Bedenken Sie extreme Temperaturen, die in der Region auftreten können.
- Konsultieren Sie einen Fachmann: Bei komplexen Systemen kann professionelle Beratung sinnvoll sein.
- Dokumentieren Sie Ihre Entscheidungen: Halten Sie fest, warum bestimmte Komponenten gewählt wurden, falls später Fragen aufkommen.
Bei der Änderung der Strangkonfiguration ist zu beachten, dass an einem MPP-Tracker angeschlossene Module immer die gleiche Ausrichtung, Neigung und möglichst keine Verschattung haben sollten. Auch wenn ein MPP-Tracker mehrere Stränge unterstützt, müssen diese identische Bedingungen aufweisen, um effizient zu arbeiten.
Praxisbeispiel einer PV-Anlagenplanung
Um das Zusammenspiel aller Faktoren zu verdeutlichen, betrachten wir ein konkretes Beispiel einer Photovoltaikanlage für ein Einfamilienhaus. Die Anlage soll auf einem Dach mit Süd- und Westausrichtung installiert werden.
Ausgangssituation:
- Süddach: Platz für 24 Module
- Westdach: Platz für 12 Module
- Gewähltes Modul: 450 Wp, Leerlaufspannung (Voc) = 41 V, Kurzschlussstrom (Isc) = 11 A
- Gewünschter Wechselrichter: 15 kW Ausgangsleistung, maximale Eingangsspannung 1000 V, MPP-Spannungsbereich 200-800 V, 2 MPP-Tracker mit je maximal 22 A Eingangsstrom
Schritt 1: Berechnung der Gesamtleistung
- Gesamtzahl Module: 24 (Süd) + 12 (West) = 36 Module
- Gesamtleistung: 36 × 450 Wp = 16.200 Wp = 16,2 kWp
Schritt 2: Prüfung der Wechselrichterleistung
- Wechselrichterleistung: 15 kW
- DC/AC-Verhältnis: 16,2 kWp / 15 kW = 1,08
- Ergebnis: Das DC/AC-Verhältnis ist im akzeptablen Bereich, der Wechselrichter ist leistungsmäßig geeignet.
Schritt 3: Überprüfung der Spannungswerte
- Maximale Winterspannung Süd: 24 Module × 41 V × 1,1 = 1082,4 V
- Maximale Winterspannung West: 12 Module × 41 V × 1,1 = 541,2 V
- Ergebnis: Die Spannung des Südstrangs überschreitet die maximale Eingangsspannung des Wechselrichters (1000 V).
Schritt 4: Anpassung der Konfiguration
- Lösung: Aufteilung des Südstrangs in zwei parallele Stränge mit je 12 Modulen
- Neue maximale Winterspannung Süd: 12 Module × 41 V × 1,1 = 541,2 V
- Neuer Gesamtstrom Süd: 2 parallele Stränge × 11 A × 1,02 = 22,44 A
- Ergebnis: Die Spannung ist nun im zulässigen Bereich, aber der Strom überschreitet knapp den maximalen Eingangsstrom des MPP-Trackers (22 A).
Schritt 5: Finale Anpassung
- Lösung: Reduzierung auf 11 Module pro Südstrang
- Neue Konfiguration: 2 parallele Südstränge mit je 11 Modulen (22 Module) + 12 Westmodule
- Neue Gesamtleistung: (22 + 12) × 450 Wp = 15.300 Wp = 15,3 kWp
- Neue maximale Winterspannung Süd: 11 Module × 41 V × 1,1 = 496,1 V
- Neuer Gesamtstrom Süd: 2 parallele Stränge × 11 A × 1,02 = 22,44 A
- Alternative Lösung: Verwendung eines Wechselrichters mit höherem maximalem Eingangsstrom pro MPP-Tracker
Parameter | Ursprüngliche Planung | Angepasste Planung | Grenzwert Wechselrichter | Status |
---|---|---|---|---|
Gesamtleistung | 16,2 kWp | 15,3 kWp | ≤ 22,5 kWp (150%) | ✓ OK |
Spannung Südstrang | 1082,4 V | 496,1 V | ≤ 1000 V | ✓ OK |
Spannung Weststrang | 541,2 V | 541,2 V | ≤ 1000 V | ✓ OK |
Strom Südstrang | 11,22 A | 22,44 A | ≤ 22 A | ⚠ Leicht über Limit |
Strom Weststrang | 11,22 A | 11,22 A | ≤ 22 A | ✓ OK |
Dieses Beispiel zeigt, dass die anfängliche Planung aufgrund der zu hohen Spannung des Südstrangs nicht umsetzbar war. Die Aufteilung in zwei parallele Stränge löste zwar das Spannungsproblem, führte aber zu einem leicht erhöhten Strom. In der Praxis könnte diese geringfügige Überschreitung je nach Hersteller noch tolerierbar sein, oder es müsste ein Wechselrichter mit höherem Eingangsstrom gewählt werden.
Die finale Anpassung führt zu einer Reduzierung der Gesamtleistung von 16,2 kWp auf 15,3 kWp, was einem Verlust von etwa 5,5% entspricht. Dieser Leistungsverlust ist jedoch im Vergleich zu möglichen Schäden am Wechselrichter durch Überspannung oder der Investition in einen größeren Wechselrichter oft die wirtschaftlichere Alternative.
Empfehlungen und Best Practices
Bei der Abstimmung von Solarmodulen und Wechselrichtern sollten einige bewährte Praktiken beachtet werden, um eine optimale und sichere Funktion der Photovoltaikanlage zu gewährleisten:
- Sorgfältige Planung vor der Installation: Berechnen Sie alle relevanten Parameter und überprüfen Sie die Kompatibilität aller Komponenten. Dies spart Zeit und Kosten bei der Installation und vermeidet spätere Probleme.
- Berücksichtigung lokaler Temperaturbedingungen: Die Temperaturextreme in Ihrer Region sollten bei der Berechnung der Spannungs- und Strompuffer berücksichtigt werden. In Regionen mit sehr kalten Wintern ist ein größerer Puffer für die maximale Spannung erforderlich.
- Ausrichtung und Verschattung beachten: Module an einem MPP-Tracker sollten die gleiche Ausrichtung, Neigung und Verschattungssituation haben. Bei unterschiedlichen Bedingungen ist es besser, die Module auf verschiedene MPP-Tracker zu verteilen.
- DC/AC-Verhältnis optimieren: Ein leicht überdimensionierter DC-Anteil (Modulleistung) im Vergleich zum AC-Anteil (Wechselrichterleistung) führt zu einer besseren Auslastung des Wechselrichters und kann die Wirtschaftlichkeit verbessern.
- Modulmarken vergleichen: Verschiedene Hersteller bieten Module mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften an. Bei Spannungsproblemen kann ein Wechsel der Modulmarke eine einfache Lösung sein.
- Erweiterungen einplanen: Wenn zukünftig eine Erweiterung der Anlage geplant ist, sollte dies bei der Wechselrichterwahl berücksichtigt werden.
- Dokumentation: Halten Sie alle Berechnungen und Entscheidungen schriftlich fest. Dies ist hilfreich für spätere Wartung, Fehlersuche oder Erweiterungen.
Hier ist eine Checkliste für die Wechselrichterauswahl:
- ☐ Gesamtleistung berechnet: Addieren Sie die Peakleistung aller geplanten Module.
- ☐ Wechselrichterleistung bestimmt: Wählen Sie einen Wechselrichter, dessen Nennleistung zur berechneten Modulleistung passt. Beachten Sie dabei das empfohlene DC/AC-Verhältnis.
- ☐ MPP-Tracker-Anzahl überprüft: Stellen Sie sicher, dass der Wechselrichter genügend MPP-Tracker für Ihre Dachausrichtungen bietet.
- ☐ Spannungsgrenzen geprüft: Berechnen Sie die maximale Winterspannung und minimale Sommerspannung aller Stränge und vergleichen Sie diese mit den Grenzwerten des Wechselrichters.
- ☐ Stromwerte kontrolliert: Stellen Sie sicher, dass der maximale Strom pro MPP-Tracker nicht überschritten wird, besonders bei Parallelschaltung.
- ☐ Temperaturkoeffizienten berücksichtigt: Kalkulieren Sie die Spannungs- und Stromänderungen bei extremen Temperaturen ein.
- ☐ Zukünftige Erweiterungen eingeplant: Berücksichtigen Sie geplante Erweiterungen bei der Wechselrichterdimensionierung.
- ☐ Herstellerspezifikationen geprüft: Konsultieren Sie die Datenblätter aller Komponenten für genaue technische Details.
Die sorgfältige Berücksichtigung all dieser Faktoren trägt zu einer optimalen Photovoltaikanlage bei, die über viele Jahre zuverlässig und effizient arbeitet. Bei Unsicherheiten in der Planung ist es ratsam, einen Fachmann zu konsultieren oder sich an den technischen Support des Wechselrichterherstellers zu wenden.
Fazit und Ausblick
Die optimale Abstimmung von Solarmodulen und Wechselrichtern ist ein komplexes, aber entscheidendes Element bei der Planung einer Photovoltaikanlage. Wie in diesem Artikel dargestellt, geht es dabei um weit mehr als nur die Anpassung der Leistungswerte. Die korrekte Berücksichtigung von Spannungs- und Stromwerten, Temperaturkoeffizienten, MPP-Tracker-Konfigurationen und Modulausrichtungen ist essentiell für die Effizienz und Langlebigkeit des Systems.
Die in diesem Artikel vorgestellten Berechnungsmethoden und Überlegungen sollen als Leitfaden dienen, um typische Fehler bei der Planung zu vermeiden. Dabei ist besonders auf die maximale Eingangsspannung des Wechselrichters zu achten, deren Überschreitung zu irreparablen Schäden führen kann. Gleichzeitig sollte der Wechselrichter nicht überdimensioniert werden, da dies zu Ineffizienzen im Betrieb führt.
Mit dem zunehmenden Ausbau erneuerbarer Energien und der steigenden Popularität von Photovoltaikanlagen wird das Thema der korrekten Systemdimensionierung immer wichtiger. Die Technologie entwickelt sich kontinuierlich weiter: Module werden leistungsstärker, Wechselrichter effizienter und intelligenter. Neue Funktionen wie dynamisches Lastmanagement, Speicherintegration und Netzdienstleistungen erweitern die Anforderungen an moderne Wechselrichter.
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass intelligente Planungssoftware und automatisierte Dimensionierungstools die Abstimmung von Solarmodulen und Wechselrichtern vereinfachen werden. Dennoch bleibt das grundlegende Verständnis der technischen Zusammenhänge für alle Beteiligten – vom Fachplaner bis zum interessierten Anlagenbetreiber – von entscheidender Bedeutung.
Eine sorgfältig geplante und optimal dimensionierte Photovoltaikanlage bietet nicht nur maximale Erträge, sondern auch eine hohe Betriebssicherheit und Langlebigkeit. Damit leistet sie einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz – und das über viele Jahre hinweg.